Hörner ist der Vollprofi

Oberurseler Woche 03.11.2011

Nostalgie Genuss bei der zweiten Beat-Night

Oberursel: Da war sie wieder – die unvergängliche Ära des Beat und Rock’n Roll in ihrer schönsten Ausprägung. Wer am Samstag bei der zweiten Beat-Night in der Stadthalle in die strahlenden, wenn auch nicht mehr ganz so makellos glatten Gesichter des Publikums schaute, musste erkennen, dass diese ewig junge Ära zweifellos schon unter die Rubrik „gute alte Zeit“ fällt. Die Musik bereitet vielleicht gerade deshalb immer wieder umso mehr nostalgischen Genuss.
Zwei Top-Bands haben die Veranstalter Peter Neidhardt und Dave Achim Obst wieder auf die Bühne gebracht. Interessant, dass „The 2nd Generation“ aus Gießen, die vergangenes Jahr als Vorgruppe die Stimmung für den Auftritt der „Lords“ angeheizt hatten, nun als Top Act die Bühne betraten – ein untrügliches Indiz, auf welch hohem Niveau sich diese Band bewegt. Doch die „Bubbles“ aus Hofheim, die nun den Part der Aufwärmer übernommen hatten, standen dem in nichts nach. Vom ersten Akkord an sprang der Funke auf die 500 Beat Fans über.
Stilecht in Leder stürmte Frontmann Tom Hörner die Bühne mit „I was made for lovin‘ you“ von Kiss. Schon beim ersten Refrain wurde die große Tanzfläche von den Mutigsten genutzt. Sie füllte sich schnell, der Sänger riss sich die Maske vom Gesicht. Schweißperlen wurden sichtbar. Er nahm beim „Rockin‘ all over the world“ mit Status Quo das ganze Publikum mit, ließ mit Bryan Adams den „Summer of 69“ und den Hessentag 2011 in Oberursel noch einmal aufleben. Hörner ist der Vollprofi. Nicht nur mit seiner Stimme, sondern mit ganzem Körpereinsatz versetzte er sich und das Publikum in die wilde Zeit zurück. Er sprang auf und von der Bühne, umarmte mit seinen Armen den kompletten Saal, fixierte sein Publikum mit den Augen und ausgestreckten Armen, sank auf die Knie und stürmte sogar den linken Teil des Parketts wo das gemütliche Zusammensitzen an Tischen eher Assoziationen an einen Tanztee als an eine furiose Beat-Night auslöste. Doch der Schein trog. Auch wenn ein Teil der Beat-Generation mittlerweile Bequemlichkeit hoch schätzt, sind diese jung gebliebenen Rock’n Roller durchaus noch immer in der Lage, von Null auf 100 durchzustarten, sobald auf ihrem Tisch einer tanzt, mit Deep Purple vom „Easy Livin“ singt und zu dem Bekenntnis animiert, „I love Rock’n Roll“, wie es Hörner getan hat.
Noch etwas weiter zurück in die tiefen 60er Jahre greifen Daniel, Marcus, Dennis und Christian von „The 2nd Generation“. Sie sind in der Tat die zweite Generation, denn erlebt hat diese Zeit keiner von ihnen. Doch dass sich die Leute, die in den 70er und 80er Jahren geboren sind, genau dieser Musik zuwenden, zeigt, wie zeitlos aktuell und wegweisend für die kommenden Jahrzehnte der Sound von damals war. Perfekt begeister das junge Quartett mit den legendären Songs der Beatles, Hollies, Searchers, Stones und vielen weiteren Zeitgenossen sein Publikum. Das Geheimnis ihres unnachahmlichen originalgetreuen Coversounds. Sie spielen auf Original-Instrumenten und verwenden Verstärker aus jener Zeit. Die Musik geht ins Blut, ob man will oder nicht und plötzlich drängen sich alle auf der Tanzfläche, auch wenn sie eigentlich nur brav den alten Liedern zuhören wollten. Logisch, dass für dieses Feeling eine Nacht zu kurz ist. Aber nach dem neuerlichen Erfolg dürfte außer Frage stehen, dass die dritte Beatnacht 2012 praktisch schon beschlossene Sache ist.